Morbus Bechterew

KYPHOSEN: Morbus Bechterew
Definition

Beim M. Bechterew (auch Spondylitis ankylosans) handelt es sich um eine chronisch inflammatorische Erkrankung der Wirbelsäule. Sie gehört zur Gruppe der axialen Spondyloarthropathien. Unbehandelt charakterisiert sich diese Erkrankung durch Entzündung, fehlgesteuerte Knochenneubildung und Remodellierung mit Einsteifung der Wirbelgelenke.

Ursache und Häufigkeit
Als Ursache werden genetische Faktoren und Autoimmunreaktionen angesehen. Die Prävalenz in Westeuropa beträgt ca. 0.5%. In annähernd 75% der Fälle sind Männer betroffen. Die Erstmanifestation liegt meist im Alter zwischen 20 und 44 Jahren.

Mögliche Beschwerden und Symptome
Die chronische Entzündung von Wirbelgelenken sowie eine fehlgesteuerte Knochenmodellierung können unbehandelt zu einer sukzessiven Einsteifung von Wirbelgelenken inklusive der Iliosakralgelenke führen. Diffuse, tiefe, dumpfe und insbesonders nächtliche Rückenschmerzen und funktionelle Einschränkungen in Beruf und Alltag zählen zu den häufigsten Erstsymptomen der Patienten. Der Diagnose M. Bechterew soll eine ausführliche klinische, radiologische und labortechnische Untersuchung vorausgehen.

Konservative Behandlung
Schwerpunkte der nicht-operativen Behandlung liegen in der antientzündlichen medikamentösen Therapie und dienen der Schmerzbehandlung sowie dem Aufhalten des natürlichen Krankheitsverlaufs. Zum Einsatz kommen insbesondere nicht-steroidale Antirheumatika sowie sog. Biologics. Weitere Ziele der konservativen Therapie sind der Erhalt und die Verbesserung von Alltags-, Muskel- und Gelenkfunktionen, hierbei kommen insbesondere physiotherapeutische und physikalische Behandlungstechniken sowie ambulante und stationäre Rehabilitationsmaßnahmen erfolgreich zum Einsatz.

Operative Therapie
Eine zunehmende Einsteifung der Wirbelsäule und fehlgeleitete Knochenremodellierungen führen bei wenigen Patienten zu einer Verkrümmung der Wirbelsäule (Kyphose) in beträchtlichem Maß. In diesen Fällen ist bei Funktionsverlust, erhöhter Sturzgefahr durch Blickachsenverlust und auch Schmerzen eine Korrekturoperation indiziert. Unter Einsatz sog. Keilosteotomien und Rekonstruktionen mit Schrauben-Stab-Verbindungen kann die verkrümmte Wirbelsäulenform wieder aufgerichtet werden (s. Abb. 10.1). Es handelt sich bei diesen Eingriffen um aufwendige und potentiell gefährliche Operationen, welche jedoch in erfahrener Hand zu reproduzierbar guten Ergebnissen führen.

Abb. 10.1: Korrekturprinzip bei globaler und lumbaler Kyphose eines Patienten mit M.Bechterew.

Copyright © 2020 Prof. Dr. Heiko Koller, Wirbelsäulenchirurg

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