Untere Halswirbelsäule

DEFORMITÄTEN DER HALSWIRBELSÄULE: Untere Halswirbelsäule und Übergang zur Brustwirbelsäule
Definition

Bei Deformitäten der unteren Halswirbelsäule und am Übergang zur Brustwirbelsäule handelt es sich meist um Kyphosen und seltener um Skoliosen bzw. Verkrümmungen der Wirbelabschnitte in der seitlichen oder frontalen Ebene.

Ursache und Häufigkeit
Es sind seltene Erkrankungen und Fehlstellungen der Halswirbelsäule. Die häufigsten Ursachen sind entzündliche Veränderungen der Halswirbelsäule, wie z.B. beim Morbus Bechterew, oder auch Folgezustände von Frakturen oder Voroperationen an der Halswirbelsäule. Auch Rheuma (rheumatoide Arthritis), Psoriasis-Arthropathie, angeborene syndromale Erkrankungen (z.B. Neurofibromatose, Larsen-Syndrom, Klippel-Feil), Knochenschwäche (Skelettdysplasien) und neurodegenerative Grunderkrankungen (M. Parkinson, Dropped-Head-Syndrom) zählen zum Kreis der Ursachen.

Mögliche Beschwerden und Symptome
Neben möglichen Schmerzen im Nacken, Kopf und oberen Brustwirbelbereich als Folge dauerhafter Fehlstellung und muskulärer Überlastung sind es funktionelle Einschränkungen, Schluckstörungen und Blickachsenverlust, welche den Patienten zum Arzt führen.

Konservative Behandlung
Der Schwerpunkt der konservativen Therapie liegt vornehmlich in Stärkung und Erhalt vorhandener Funktionen durch intensive Physiotherapie und physikalische Rehabilitationsmaßnahmen unter adäquater Schmerztherapie. Die konservativen Behandlungsmöglichkeiten bei moderaten Deformitäten sind effektiv, schwerere Fehlstellungen profitieren meist von einer operativen Therapie.

Operative Therapie
Die Grundzüge der operativen Therapie beinhalten die Wiederherstellung normaler und annähernd physiologischer Achsen- und Formverhältnisse bzw. Wirbelsäulenstatik. Die operative Therapie erfordert meist eine Freilegung (sog. Dekompression) und Sicherung eingeengter neuraler Strukturen (Rückenmark und Spinalnerven) sowie eine Stabilisierung und Fusion der Wirbelsegmente in funktionell und statisch günstiger Stellung. Zur Zielerreichung sind häufig aufwendige rekonstruktive Korrekturverfahren notwendig, welche auch sog. Osteotomien (Wirbelteilresektionen und kontrollierte Korrekturmanöver) beinhalten. Zur Korrektur stehen allein dorsale (hintere) sowie in Kombination auch dorsale und ventrale (vordere) Zugänge zur Wirbelsäule zur Verfügung. In erfahrener Hand können reproduzierbare Ergebnisse erreicht werden, welche für die Patienten eine Besserung der Lebensqualität herbeiführen. Das Prinzip der operativen Therapie ist in Abb. 12.1. dargestellt. Ein klinisches Korrekturbeispiel findet sich in Abb. 12.2. und zeigt das Ergebnis der Korrektur durch eine sog. Keilosteotomien zwischen dem 7. Halswirbel und 1. Brustwirbel.

Abb. 12.1: Korrektur einer cervicothorakalen Kyphose. Durch Einsatz von Osteotomien (z.B. sog. Pedikelsubtraktionsosteomie, PSO; Smith-Peterson Ostetomie, oder Y-Osteotomie n. Koller) kann durch eine instrumentierte Korrektur eine beträchtlich Aufrichtung und Verbesserung der Blickachse erreicht werden
Abb. 12.2: Beispiel einer 3-Säulenkorrektur bei einem Patienten mit cervicothorakaler Kyphose und M.Bechterew anhand präoperativer (links) und postoperativer (rechts) CT-Bilder
Abb. 12.3: Beispiel einer 3-Säulenkorrektur bei einem Patienten mit cervicothorakaler Kyphose und M.Bechterew. Präoperatives (links) und postoperatives (rechts) Röntgenbild im Stehen. Verdeutlichung der Korrekturprinzipien am 3-D Modell.

Copyright © 2020 Prof. Dr. Heiko Koller, Wirbelsäulenchirurg

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